So plant Empor die Zukunft

Mrz 8, 2019

Von Christian Lüsch
und Stefan Ehlers  Rostock. Als Sven Köppen (38) als Geschäftsführer und To­bias Woitendorf (43) als Klubpräsident beim HC Empor Rostock an Bord gingen, befand sich der Traditionsklub wirtschaftlich am Abgrund. Es drohte die Insolvenz. Nach Monaten mit vielen Gesprächen und jeder Menge Arbeit ist die neue Führungsmannschaft des Handball-Drittligisten zuversichtlich, die schwersten wirtschaftlichen Zeiten gemeistert und die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt zu haben. „Wir tun alles, um der Mannschaft den Aufstieg in die zweite Bundesliga zu ermög­lichen“, versichert Woitendorf.Die OSTSEE-ZEITUNG fasst die wesentlichen Bestandteile der Zukunftsstrategie des HC Empor zusammen.Ende vergangenen Jahres, als zunächst der neue Vorstand und später Köppen Verantwortung beim HCE übernahmen, stand die Existenz des Klubs auf dem Spiel. „Die wirtschaftliche Situation war damals sehr angespannt und die Liste der Verbindlichkeiten relativ groß“, erinnert sich Woitendorf. Die wichtigste Frage damals: Muss die Spielbetriebs GmbH Insolvenz anmelden oder besteht Aussicht auf eine Konsolidierung Die Führungsriege erstellte eine Pro-und-Kontra-Liste, legte gegenüber dem Wirtschaftsbeirat, in dem Vertreter von Großsponsoren vertreten sind, sämtliche Zahlen offen. „Wir haben diskutiert und gemeinsam entschieden, den Weg der Sanierung zu gehen“, berichtet Köppen, der hauptberuflich als Prokurist im Rostocker Fischereihafen beschäftigt ist und sich ehrenamtlich beim HC Empor engagiert. Woitendorf fügt hinzu: „Es sieht so aus, als ob es der richtige Weg war.“Der Verein stand seit der Wende nicht mehr so gut da wie jetzt. Mit Hilfe neuer oder wiedergewonnener Sponsoren konnte das bestehende Defizit für die laufende Saison, das im sechsstelligen Bereich lag, geschlossen werden. Mit den Gläubigern wurden Vereinbarungen getroffen. Demnach verpflichtet sich Empor, die Darlehen bis 2022 getilgt zu haben. Der 323 Mitglieder zählende Verein schlug einen Sparkurs ein. „Durch den Umzug der Geschäftsstelle aus der teuren Langen Straße in den Schwarzen Weg haben wir Einsparungen im mittleren fünfstelligen Bereich“, sagt Köppen. Einer der wichtigsten Partner des HCE war und ist die OstseeSparkasse. Dank des Engagements und der Beratung der Ospa konnten die Altschulden weitestgehend getilgt werden. Köppen: „Viele haben verstanden, dass es die letzte Chance für Empor ist. Der Verein hat eine große Tradition. Handball gehört zu dieser Stadt.“Empor hat den Lizenzantrag fristgerecht zum 1. März bei der Vereinigung der Handball-Bundesliga (HBL) eingereicht. Der Verein plant für den Aufstieg mit einem Ein-Millionen-Etat – rund 200 000 Euro mehr als für die 3. Liga. „Damit würden wir uns im unteren Drittel aller Zweitligisten eingruppieren“, sagt Köppen. Komplett ausfinanziert sei der Etat für die kommende Saison noch nicht. „Wir haben bis zum 31. März Zeit, die dafür erforder­lichen Zusagen einzuholen und der HBL zu übermitteln“, erläutert Empors neuer Geschäftsführer.Erfolg macht sexy: Die Rostocker sorgen in der Liga für Furore und liegen neun Spieltage vor dem Saisonende auf dem Spitzenplatz – mit zwei Punkten Vorsprung auf Verfolger Hildesheim. Der Mann, dem diese rasante Entwicklung zu verdanken ist, heißt Till Wiechers. Der 35-jährige Trainer, der im Sommer 2017 mit einem Fünf-Jahres-Plan in der Tasche bei Empor anheuerte und inzwischen zum Vorstand Sport berufen wurde, hat ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, das sportlich und menschlich hervorragend harmoniert.Empor möchte Wiechers’ Vertrag, der 2020 ausläuft, vorzeitig verlängern. „Die Gespräche laufen. Beide Seiten sind an der weiteren Zusammenarbeit interessiert. Ich gehe davon aus, dass wir uns schnell einig werden“, meint Woitendorf, für den der Aufstieg in die 2.  Liga ein „Betriebsunfall im positiven Sinne“ ­wäre. Die Mannschaft soll weitestgehend zusammenbleiben. „Wir wollen die Spieler nicht austauschen, sondern setzen weiter auf den Teamspirit. Darin liegt das Potenzial“, betont Woitendorf.Empor wird auch in Zukunft auf ­Talente setzen. Alle Spieler haben Patenschaften mit Nachwuchsspielern übernommen. Drittliga-Spieler Felix Mehrkens trainiert die A-Jugend, Robin Breitenfeldt die B-Jugend. Ein neuer Nachwuchskoordinator ist auch gefunden: Tristan Staat, ein 28 Jahre alter A-Lizenz-Inhaber, tritt zum 1. Juni die Nachfolge von Lothar Goldschmidt an. Staat trainiert derzeit die A-Junioren des BSV 99 Magdeburg und erhält einen Drei-Jahres-Vertrag. Darüber hinaus hat Empor die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Doberaner SV belebt. Weitere Kooperationen, auch mit Vereinen anderer Sportarten, sind geplant.Die Ospa-Arena bleibt das „Wohnzimmer“ der Rostocker Handballer. Empor plant aber, in der kommenden Saison mehrere Spiele in der Stadthalle auszutragen. Der Klub ist von der Zuschauerresonanz für das Derby gegen die Mecklenburger Stiere überwältigt. Vier Wochen vor dem Duell ist die Halle ausverkauft. Mehr als 4600 Zuschauer werden das Spiel live erleben – Vereins­rekord!