Von Christian Lüsch
und Stefan Ehlers Rostock. Als
Sven Köppen (38) als Geschäftsführer und Tobias Woitendorf (43) als
Klubpräsident beim HC Empor Rostock an Bord gingen, befand sich der
Traditionsklub wirtschaftlich am Abgrund. Es drohte die Insolvenz. Nach
Monaten mit vielen Gesprächen und jeder Menge Arbeit ist die neue
Führungsmannschaft des Handball-Drittligisten zuversichtlich, die
schwersten wirtschaftlichen Zeiten gemeistert und die Weichen für eine
bessere Zukunft gestellt zu haben. „Wir tun alles, um der Mannschaft den
Aufstieg in die zweite Bundesliga zu ermöglichen“, versichert
Woitendorf.Die OSTSEE-ZEITUNG fasst die wesentlichen Bestandteile der Zukunftsstrategie des HC Empor zusammen.Ende
vergangenen Jahres, als zunächst der neue Vorstand und später Köppen
Verantwortung beim HCE übernahmen, stand die Existenz des Klubs auf dem
Spiel. „Die wirtschaftliche Situation war damals sehr angespannt und die
Liste der Verbindlichkeiten relativ groß“, erinnert sich Woitendorf.
Die wichtigste Frage damals: Muss die Spielbetriebs GmbH Insolvenz
anmelden oder besteht Aussicht auf eine Konsolidierung Die Führungsriege
erstellte eine Pro-und-Kontra-Liste, legte gegenüber dem
Wirtschaftsbeirat, in dem Vertreter von Großsponsoren vertreten sind,
sämtliche Zahlen offen. „Wir haben diskutiert und gemeinsam entschieden,
den Weg der Sanierung zu gehen“, berichtet Köppen, der hauptberuflich
als Prokurist im Rostocker Fischereihafen beschäftigt ist und sich
ehrenamtlich beim HC Empor engagiert. Woitendorf fügt hinzu: „Es sieht
so aus, als ob es der richtige Weg war.“Der
Verein stand seit der Wende nicht mehr so gut da wie jetzt. Mit Hilfe
neuer oder wiedergewonnener Sponsoren konnte das bestehende Defizit für
die laufende Saison, das im sechsstelligen Bereich lag, geschlossen
werden. Mit den Gläubigern wurden Vereinbarungen getroffen. Demnach
verpflichtet sich Empor, die Darlehen bis 2022 getilgt zu haben. Der
323 Mitglieder zählende Verein schlug einen Sparkurs ein. „Durch den
Umzug der Geschäftsstelle aus der teuren Langen Straße in den Schwarzen
Weg haben wir Einsparungen im mittleren fünfstelligen Bereich“, sagt
Köppen. Einer der wichtigsten Partner des HCE war und ist die
OstseeSparkasse. Dank des Engagements und der Beratung der Ospa konnten
die Altschulden weitestgehend getilgt werden. Köppen: „Viele haben
verstanden, dass es die letzte Chance für Empor ist. Der Verein hat eine
große Tradition. Handball gehört zu dieser Stadt.“Empor
hat den Lizenzantrag fristgerecht zum 1. März bei der Vereinigung der
Handball-Bundesliga (HBL) eingereicht. Der Verein plant für den Aufstieg
mit einem Ein-Millionen-Etat – rund 200 000 Euro mehr als für die
3. Liga. „Damit würden wir uns im unteren Drittel aller Zweitligisten
eingruppieren“, sagt Köppen. Komplett ausfinanziert sei der Etat für die
kommende Saison noch nicht. „Wir haben bis zum 31. März Zeit, die dafür
erforderlichen Zusagen einzuholen und der HBL zu übermitteln“,
erläutert Empors neuer Geschäftsführer.Erfolg
macht sexy: Die Rostocker sorgen in der Liga für Furore und liegen neun
Spieltage vor dem Saisonende auf dem Spitzenplatz – mit zwei Punkten
Vorsprung auf Verfolger Hildesheim. Der Mann, dem diese rasante
Entwicklung zu verdanken ist, heißt Till Wiechers. Der 35-jährige
Trainer, der im Sommer 2017 mit einem Fünf-Jahres-Plan in der Tasche bei
Empor anheuerte und inzwischen zum Vorstand Sport berufen wurde, hat
ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, das sportlich und menschlich
hervorragend harmoniert.Empor
möchte Wiechers’ Vertrag, der 2020 ausläuft, vorzeitig verlängern. „Die
Gespräche laufen. Beide Seiten sind an der weiteren Zusammenarbeit
interessiert. Ich gehe davon aus, dass wir uns schnell einig werden“,
meint Woitendorf, für den der Aufstieg in die 2. Liga ein
„Betriebsunfall im positiven Sinne“ wäre. Die Mannschaft soll
weitestgehend zusammenbleiben. „Wir wollen die Spieler nicht
austauschen, sondern setzen weiter auf den Teamspirit. Darin liegt das
Potenzial“, betont Woitendorf.Empor
wird auch in Zukunft auf Talente setzen. Alle Spieler haben
Patenschaften mit Nachwuchsspielern übernommen. Drittliga-Spieler Felix
Mehrkens trainiert die A-Jugend, Robin Breitenfeldt die B-Jugend. Ein
neuer Nachwuchskoordinator ist auch gefunden: Tristan Staat, ein
28 Jahre alter A-Lizenz-Inhaber, tritt zum 1. Juni die Nachfolge von
Lothar Goldschmidt an. Staat trainiert derzeit die A-Junioren des BSV 99
Magdeburg und erhält einen Drei-Jahres-Vertrag. Darüber hinaus hat
Empor die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Doberaner SV belebt.
Weitere Kooperationen, auch mit Vereinen anderer Sportarten, sind
geplant.Die
Ospa-Arena bleibt das „Wohnzimmer“ der Rostocker Handballer. Empor
plant aber, in der kommenden Saison mehrere Spiele in der Stadthalle
auszutragen. Der Klub ist von der Zuschauerresonanz für das Derby gegen
die Mecklenburger Stiere überwältigt. Vier Wochen vor dem Duell ist die
Halle ausverkauft. Mehr als 4600 Zuschauer werden das Spiel live erleben
– Vereinsrekord!