„Helden gesucht“ Kampagne

Im ganzen Land fehlen Referees

(Ribnitz-Damgarten) Deutschland hat ein Schiedsrichterproblem: Im ganzen Land fehlen in vielen Sportarten Schiedsrichter, gerade junge. So auch im Handball. Deshalb hat der Handballverband MV (HVMV) gemeinsam mit seinen Vereinen im Januar die Kampagne „Helden gesucht“ gestartet. „Uns droht ein Sport ohne Schieds- und Kampfrichter, trotz drastischer Strafen bei Fehlmeldungen im Schiedsrichter-Soll“, betont HVMV-Schiedsrichterwart Marcel Bentzien (34). „Wir haben Plakate anfertigen lassen, mit denen die Vereine noch mehr um Schiedsrichter werben sollen“, so Bentzien weiter. Es ist bereits die zweite Aktion dieser Art des HVMV. Mit der Fair-Play-Kampagne wurde bereits vor einem Jahr begonnen, öffentlich in den Sporthallen das Miteinander von Eltern, Spielern, Trainern und Schiedsrichtern zu fördern.

Bentzien: „Das ist wichtige Basisarbeit, um jungen Schiedsrichtern den Einstieg in ihr neues Hobby zu erleichtern.“ Darüber hinaus investierte der Verband mehr Geld in die Ausbildung von Jungschiedsrichtern. Die Kurse gehen über zwei, drei Wochenenden und werden mit Schiedsrichterprüfungen abgeschlossen. Erstmals wurden im vergangenen Jahr der Schiedsrichter des Jahres und der schiedsrichterfreundlichste Verein geehrt. Daniel Sarakewitz und Philipp Fiehn sowie die TSG Wismar durften sich über die Auszeichnungen freuen. Die TSG warb allein in den vergangenen beiden Jahren zehn neue Unparteiische. Der Schweriner Sarakewitz ist mit seinem Partner Martin Schultz (Rostock) das aktuell am höchsten eingestufte Duo aus MV. Sie pfeifen in der 3. Liga.

Dagegen mussten der SV Motor Barth und der Ribnitzer HV in diesem Jahr Bußgelder zahlen. Beide Vereine konnten das Schiedsrichter-Soll nicht erfüllen. Barth hätte drei Schiris stellen müssen (1,5 für jedes Seniorenteam auf Landesebene, also MV-Liga/Verbandsliga). Tatsächlich sind es nur zwei: Jürgen Mogge und Sven Aepinus. „Wir hinken hinterher. Es ist schwierig, jemanden zu finden, zumal wir keine männlichen Nachwuchsteams haben“, betont Mogge. Der 58-Jährige ist zugleich verantwortlich für den Spielbetrieb und Schiedsrichterwart in Barth.

Ribnitz hat ein Männerteam und ein Jugendteam auf Landesebene und müsste demnach 2,5 Schiedsrichter stellen. Doch mit Tobias Klugmann (27) hat sich der letzte Referee berufsbedingt zurückgezogen, pfeift nur noch auf Bezirksebene. Deshalb musste auch Ribnitz zahlen. Genaue Summen wollte niemand nennen.

„Ich bin seit 2005 Schiri. Sieben Jahre zusammen mit Stephan Voss als Partner. Das war eine schöne Zeit, die viel Spaß gebracht hat“, meint Klugmann, der zur jungen Garde gehört. Der größte Teil des Schiedsrichterkaders befindet sich im fortgeschrittenen Alter. „Deshalb ist es erfreulich, dass sich mehr um diese Thematik gekümmert wird. Junge Schiedsrichter müssen gut geschult, im Spiel beobachtet und danach bewertet werden“, fordert Klugmann.

Die Zeit drängt, denn in den vergangenen Monaten blieben schon Spiele unbesetzt oder es stand nur ein Schiedsrichter zur Verfügung. Normalerweise pfeifen im Handball zwei Unparteiische ein Spiel.

Zudem bilden zwei weitere Personen das Wettkampfgericht.

Zahlen und Fakten

85 Schiedsrichter pfeifen aktuell auf Landesebene.

2 Unparteiische werden üblicherweise gemeinsam für ein Spiel angesetzt. Ein Schiri beobachtet vom Feld aus, einer von der Grundlinie.

14 Jahre muss man alt sein, um eine Schiedsrichter-Ausbildung beginnen zu können.

(Ostsee-Zeituung / Tommy Bastian)