Interview mit dem neuen HVMV- Landestrainer Jens Pardun
Mit Jens Pardun hat der Handballverband Mecklenburg-Vorpommern (HVMV) ab dem 1. Dezember einen neuen Landestrainer. Kurz vorgestellt wurde er auf dieser Seite bereits.
Der gebürtige Leipziger, Jahrgang 1971, gelernter Klempner und Installateur, hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Nachwuchsleistungssport, überwiegend in Sachsen, aber auch acht Jahre beim SC Magdeburg. Nach den Trainerlizenzen C und B im Handballverband Sachsen erwarb er 2010/2011 in Kaiserau die als DOSB-Trainer A Leistungssport Handball, 2017 in Flensburg als DOSB-Trainer Fortbildung Nachwuchstrainer-Leistungssport und absolvierte ein Jahr darauf auch die Ausbildung zum DHB-Torwarttrainer. Pardun hat mehr als 30 Talente bis zur Jugend- und Juniorennationalmannschaft begleitet. Einer von ihnen, Renars Uscins, spielt heute beim TSV Hannover-Burgdorf in der 1. Bundesliga und war Kapitän, als die U21-Nationalmannschaft 2023 Weltmeister wurde. In Magdeburg arbeitete Pardun mit bekannten Trainern wie Helmut Kurrat, Christian Prokop, Bennet Wiegert und Frank Carstens zusammen. 2021 kam er nach Rostock, wurde hauptamtlicher Trainer im Nachwuchsbereich des HC Empor, arbeitete an der Sportschule Rostock und betreute Landes- und Bezirksauswahlmannschaften.
Um den neuen Landestrainer noch näher kennen zu lernen, sprach Rüdiger Rump am Freitagabend mit ihm.
Wie verlief dein offiziell erster Arbeitstag beim HVMV?
Ich habe paar Termine für die nächste Woche abgesprochen, mit den drei Bezirksvorsitzenden und Vertretern der Mecklenburger Stiere, dem ersten Leistungszentrum, mit dem ich mich austauschen werde. Ich war aber auch schon vorher zwei Tage zur Sichtung. Da hatte ich eigentlich noch Urlaub, doch im Sport verbinden sich Arbeit und Freizeit, das kenne ich nicht anders.
Erinnerst du dich noch genau an dein Abschlusszeugnis der 10. Klasse in Leipzig?
Ja, aus zwei Gründen, obwohl das lange her ist. Ich hatte mit 1,3 eine der besten Durchschnittsnoten an der Schule, durfte aber wegen nichtsozialistischen Verhaltens nicht studieren. Und dann war da noch ein kleiner Schönheitsfehler, die einzige Drei auf dem Zeugnis ausgerechnet in Sport, obwohl ich nicht unsportlich war. Ich hatte vor allem Balltalent, doch anderes war für mich sehr mühselig, so dass bei unserem Sportlehrer, der Teilnehmer der Friedensfahrt war und nach hohen Werten ging, die Mixnote nicht besser ausfiel.
Hast du selbst aktiv Handball gespielt?
Erst einmal Fußball, von der 1. Klasse an. Ich stand immer im Tor, da war ich besser als draußen, hieß es. Mit 14 kam ich nicht auf die KJS, die Kinder- und Jugendsportschule, habe aber dennoch acht Mal in der Woche trainiert.
Und wie kamst du zum Handball?
Über den Schulsport mit fast 17. Zweieinhalb Jahre stand ich auch im Handballtor, bevor ich in den Rückraum ging und dort bis zur vierten Liga spielte. Nach zwei Kreuzbandrissen war damit Schluss und auch in meinem Beruf als Facharbeiter. Als eine Umschulung anstand, hatte ich schon die B-Lizenz im Handball, denn neben dem Beruf trainierte ich mehrere Jahre zwei Jugendmannschaften. Über ABM und die Anstellung bei einem Sponsor in Delitzsch kam ich weiter in den Nachwuchsleistungssport und wurde ab 2003 hauptamtlicher Trainer im Nachwuchsbereich.
In deiner Handball-Vita gibt es eine Reihe von Stationen. Bist du von Natur aus unstet oder hast du einfach nur neue Herausforderungen gesucht?
Abgesehen von einem Jahr Vereinssport in Plauen, waren es bis 2010 in Sachsen nicht mehrere Stationen, sondern es war eine Linie mit unterschiedlichen Namen zur Entwicklung des Nachwuchsleistungssports. Danach war ich acht Jahre in Magdeburg, beim Landessportbund Sachsen-Anhalt angestellt als Trainer für den Nachwuchsbereich des SC Magdeburg. Hier haben wir auch junge Trainer unterstützt und ihnen Chancen gegeben, die wir selbst so nicht hatten. Einer von ihnen war Tristan Staat, der heute beim HC Empor Rostock arbeitet. Von Magdeburg bin ich für drei Jahre bis in die Corona-Zeit zum HC Elbflorenz in Dresden gegangen und habe dort den Nachwuchsleistungssport mit aufgebaut, ein Projekt ähnlich wie einst in Delitzsch. 2021 sprach mich dann Tristan an, ob ich ich Interesse hätte, nach Rostock zu kommen.
An welchen Erfolg als Nachwuchstrainer denkst du besonders gern?
Ich könnte sicher mehrere nennen. An erster Stelle steht der erste Platz mit der Landesauswahl Sachsen-Anhalt 2016 beim DHB-Länderpokal, dem heutigen Deutschlandcup. In Berlin gewannen wir das Endspiel gegen Berlin mit Trainer Bob Hanning sogar recht eindeutig. Ich kann mich aber genauso über kleine Dinge freuen, zum Beispiel mit der E-Jugend Kreismeister geworden zu sein. Mit einer Mannschaft in ihrem Bereich das Maximum herausgeholt zu haben, ist auch ein schöner Erfolg.
Was ist für dich am wichtigsten als neuer Landestrainer in MV?
Neben der Kommunikation mit den Bezirken und Vereinen für die Talente da zu sein, sie zu sichten, zu fördern und zu begleiten. Zunächst hat immer der schulische Abschluss Priorität und dann geht es darum, den Talenten eine Weiterentwicklung zu bieten, gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen zu finden, damit möglichst viele im Land eine Perspektive sehen und bleiben. Es muss nicht immer ein Studium sein, für manche kommt auch ein attraktiver Berufsabschluss in Frage. Das alles verlangt mitunter viel Überzeugungsarbeit.
Dafür wünschen wir dir und allen Mitstreitern viel Erfolg!