Gänsehaut bei der Nationalhymne

Jul 8, 2024

Zoe Lorisch von Grün-Weiß Schwerin erlebt sportlichen Höhepunkt bei U20-Weltmeisterschaft

Ihr Länderspiel-Debüt in der U20-Nationalmannschaft gab sie im Herbst 2023 noch mit 17 Jahren gegen Dänemark. Drei weitere Einsätze für den Deutschen Handballbund (DHB) kamen Anfang dieses Jahres beim Vier-Länder-Turnier in Ungarn hinzu. Doch nun erlebte Torhüterin Zoe Lorisch vom SV Grün-Weiß Schwerin ihren bisherigen sportlichen Höhepunkt: Sie nahm an der U20-Weltmeisterschaft Ende Juni in Nordmazedonien teil, stand sieben Mal im Spielprotokoll und wurde vier Mal eingewechselt. Die WM wurde mit 32 Mannschaften ausgetragen, die in acht Vorrundengruppen begannen. „Sieben Mal auf dem Spielfeld zu stehen und die Nationalhymne zu hören, das sind Gänsehautmomente“, sagt die inzwischen 18-Jährige. Und es sei auch ein Erlebnis gewesen, über zwei Wochen mit der DHB-Auswahl zusammen zu sein.

Zunächst als Reservekader berufen, wurde sie bereits zum Vorbereitungslehrgang in Hannover nachnominiert, weil zwei Torfrauen wegen Verletzung kurzfristig ausgefallen waren. In den Trainingseinheiten hinterließ Zoe„einen super Eindruck“, wie U20-Bundestrainer Christopher Nordmeyer ihr bescheinigte. Und beim WM-Start Deutschlands gegen Serbien (39:18) kam die Schwerinerin in der 42. Minute in den Kasten und parierte mit einem Siebenmeter gleich den ersten Wurf auf ihr Tor. „Das war ein schönes Gefühl und ein guter Einstand, ich habe mich sehr gefreut“, sagt sie selbst.

Die Nachnominierung habe sie doch eher überrascht und sie sei gar nicht komplett vorbereitet gewesen. „Doch ich fand schnell hinein. Die Mannschaft hat mir dabei super geholfen, das ist eine coole Truppe“, sagt Zoe nach ihrer Rückkehr. Schade, dass die Mannschaft das Viertelfinale knapp verpasst hat. Das Potenzial für die Runde der besten Acht hätte sie schon nachgewiesen, in den entscheidenden Momenten aber leider nicht voll umsetzen können, meint Zoe. In der Vorrunde verlor sie unglücklich 27:29 gegen den späteren ungeschlagenen Weltmeister Frankreich, und in der Hauptrunde war es beim 25:26 gegen Schweden noch enger. Die Niederlagen hätten nicht sein müssen und seien deshalb besonders ärgerlich. Beim Vier-Nationen-Vorbereitungsturnier in Portugal hatte die DHB-Auswahl gegen starke Französinnen noch mit 37:29 gewonnen. Gegen Spanien hatte es zuvor 29:27 geheißen.

Von den beiden Rückschlägen mussten sich die deutschen Frauen erst erholen, bezwangen dann aber China 38:25 und spielten somit als Hauptrundendritte um Platz 9. Gegen Rumänien konnten sie beim 34:32 eine offene Rechnung begleichen, gegen Norwegen wurde es ein deutlicher Sieg (28:18). Ob die WM damit für sie ein versöhnliches Ende fand? „Mit einem 9. Platz kann man sich nie ganz versöhnen, zumal mehr drin war“, antwortet Zoe. „Doch die letzten Siege waren ein guter Abschluss. Und dass wir unter die Top ten gekommen sind, war auch wichtig.“ Die Grün-Weiß-Torhüterin hat jetzt insgesamt elf Länderspiele auf ihrem Konto. Allerdings müsse sie sich, obwohl erst 18, von der U20-Zeit verabschieden, da der ältere Jahrgang 2004 über diese Altersgrenze hinaus kommt und damit eine neue Mannschaft nachrückt.

Zoe und ihre Zwillingsschwester Ava kamen schon mit drei Jahren zu Grün-Weiß, durchliefen alle Altersklassen und spielen inzwischen bereits bei den Frauen in der 3. Liga. Wegen ihrer Größe sei auch Volleyball in Frage gekommen, doch beide hätten „immer Handball attraktiver“ gefunden, sagt Zoe. Im Verein ließen sich Sport, Schule und Freunde gut verbinden. 2025 wolle sie ein gutes Abitur machen. Wie es dann weitergeht, werde sie sehen.

Rüdiger Rump

Bildtext

Die U20-Nationalmannschaft nach ihrem letzten Spiel in der Hauptrunde, das sie gegen China 38:15 gewann. Zoe Lorisch in der hinteren Reihe die Fünfte von links.

Foto: Sasa Pahic Szabo / kollektiff / IHF