Sportlerpaar und beide Kinder in drei Vereinen des Landes
Auf diese Weise Übungsleiter zu werden, kommt nicht alle Tage vor: Als seine Freundin schwanger war und dann beim Sport abrupt aussetzen musste, standen ihre beiden Mädchenmannschaften beim HV Altentreptow auf einmal ohne Trainer da. Das junge Paar überlegte kurz und der angehende Papa übernahm. Christian Maaß spielte zu der Zeit noch in der Männermannschaft in Neubrandenburg. Er war einer der Gründungsmitglieder, als sich Männer- und Frauenverein nach der Wende zum SV Fortuna ´50 zusammenschlossen.
Aus seinem „Feuerwehreinsatz“ in der benachbarten Kleinstadt wurde gemeinsam mehr. Der gebürtige Neubrandenburger, der zuvor die Sportschule in Rostock besucht hatte, war zunächst zu Fortuna zurückgekehrt, ist jetzt aber seit 21 Jahren beim HV Altentreptow. Drei Jahre noch aktiv in der damaligen Oberliga des Landes, dann als Trainer. Hier fühle er sich richtig wohl, zumal er „Kleinstadt infiziert“ sei.
Der ausgebildete Steuerfachangestellte konnte schließlich sein Hobby zum Beruf machen, erwarb die B-Lizenz, wurde Vereinssportlehrer, trainiert die Männer und Frauen sowie drei bis fünf Nachwuchsmannschaften. „Es waren zeitweise noch mehr, doch im Moment sind wir erfreulicherweise mit Trainern gut aufgestellt, so dass ich die männliche Jugend D und B und die weibliche Jugend C habe.“ Natürlich unterstütze er bei Bedarf auch andere Trainer im Verein.
Hinzu kommt jede Menge Ehrenamt, das mit dem Beruf verschmilzt. Maaß ist Bezirksauswahltrainer und Jugendwart im Bezirkshandballverband (BHV) Ost, damit auch Mitglied im Jugendausschuss des Handballverbandes Mecklenburg-Vorpommern (HVMV). Selbst zu Hause drehe es sich immer wieder um Sport. Seine Lebensgefährtin Katrin Haasmann ist stellvertretende Vereinsvorsitzende, Frauenwartin im BHV sowie im Vorstand der Kreissportjugend, deren Vorsitzende sie lange Zeit war.
Die beiden gemeinsamen Kinder besuchten das Sportgymnasium Neubrandenburg. Fabian ging mit 16 Jahren zum HC Empor Rostock, schnupperte dort auch bei den Männern Bundesliga-Atmospähre und ist mit heute 25 Jahren Stammspieler beim Stralsunder HV in der 3. Liga. „Man sagt dort, er ist wie ein Schweizer Taschenmesser, weil er außer Torwart auf allen Postionen eingesetzt werden kann“, erzählt der Papa schmunzelnd. „Er hatte mal das größte Kinderzimmer der Welt, denn schon mit zwei Jahren mussten wir ihn mit in die Sporthalle nehmen und sein Spielzeug gleich dazu. Was Handball angeht, haben wir ihm wie auch Vivien immer selbst die Wahl gelassen und nie Druck ausgeübt. Fabian hat sich auch mal im Fußball ausprobiert, aber für Handball entschieden.“ Derzeit absolviere er neben seinem Vertrag in der 3. Liga ein Fernstudium für soziale Arbeit und betätige sich als Betreuer in der Pflege. Tochter Vivien (19), die für den SV Fortuna ´50 in der Oberliga Ostsee-Spree aufläuft, studiert an der Hochschule Neubrandenburg das gleiche Fach wie ihr Bruder.
Christian Maaß kam in der 2. Klasse zum Handball, „ein bisschen angepiekt“, wie er es nennt, durch seinen älteren Bruder Stefan, der mit 53 Jahren immer noch in der 1. Männermannschaft spielt. Seinerzeit sei Udo Levold, längst eine Größe im Handball des Landes, Vorsitzender des BHV Ost und Mitglied im Präsidium des HVMV, wieder einmal durch die Schulen gelaufen, um Handballnachwuchs zu gewinnen. „Ich war von Anfang an Feuer und Flamme“, sagt der heutige Altentreptower. „Und irgendwie ist es witzig, Udo war mein erster Trainer und ich habe zu dem großen Blonden aufgeschaut. Jetzt nach über 40 Jahren organisieren wir gemeinsam Lehrgänge für Nachwuchsmannschaften.“
Handball werde zwar oft als körperlich harte Sportart bezeichnet, weiß der 49-Jährige. „Doch für mich ist es eine der ehrlichsten Sportarten. Jeder findet sich wieder, seinen Charakter, einzeln und im Team als Arbeiter oder Denker so wie im Leben. Handball gibt einem viel zurück.“ Für Christian Maaß und Katrin Haasmann immer wieder ein Motiv sich zu engagieren.
Rüdiger Rump
Bildtext: Begeisterte Handballfamilie: Christian Maaß, Lebensgefährtin Katrin Haasmann, Tochter Vivien (19) und Sohn Fabian (25). Foto: Privat