Brigitte Franz engagiert sich seit Jahren auf mehreren Gebieten ehrenamtlich
Sie kam damals spät zum Handball. Erst mit 13. In dem Alter sind die meisten mindestens fünf, sechs Jahre dabei. Doch umso fester hält ihre Bindung bis heute, was gleich mehrere langjährige Ehrenämter zeigen. Brigitte Franz, Jahrgang 1955, ein „Wismar-Kind durch und durch“, wie sie selbst sagt, hatte von der Schule aus Crosslauf und Leichtathletik betrieben, bis ihre Sportlehrerin meinte, sie könne auch mal zum Handball gehen. Schon nach drei Jahren, mit 16, gelang ihr als Kreisläuferin und Außen der Sprung in die 1. Frauenmannschaft der TSG Wismar, die sich seinerzeit in der höchsten Spielklasse der DDR behauptete. Ein sehr schwerer Motorradunfall 1975 beendete diese Entwicklung abrupt. Brigitte Franz konnte ihren Beruf als gelernte Eisenbahnerin nicht mehr ausüben und bekam eine Arbeitsstelle im Rathaus, wo sie schließlich bis zur Rente arbeitete. Der Handball ließ sie allerdings selbst nach dem langen Krankenhausaufenthalt nicht los, zumal ihr der damalige TSG-Betreuer zugeredet habe, wieder anzufangen. Weil ihr nach dem Unfall das Laufen zunächst schwerer fiel und die 2. Frauenmannschaft eine Torhüterin brauchte, wechselte sie vom Feld in den Kasten. Zudem agierte Brigitte Franz ehrenamtlich als Übungsleiterin im Nachwuchs. Die Berechtigung dazu hatte sie bereits seit 1973. Auch Tochter und Sohn begeisterte sie nicht nur für den Handball, sondern trainierte beide zeitweilig. Was ihnen gar nicht so gefiel, denn die Spiele wurden zu Hause weiter ausgewertet. Als Aktive beim Ortsnachbarn Grün-Weiß kehrte sie ins Feld zurück, blieb jedoch gleichzeitig Trainerin bei der TSG, sowohl im Trainingszentrum (TZ) des Nachwuchses als auch bei den Frauen. Die inzwischen erworbene B-Lizenz war die Grundlage, um später auch die Bundesliga-Frauen mit trainieren zu dürfen. Bei Grün-Weiß übernahm die engagierte Handballerin zunächst die Frauen- und dann auch die Männermannschaft. Erstere gab sie ab, als die Tochter eine Ausbildung in Schleswig-Holstein begann, dort Handball spielte und aus Kiel-Friedrichsort die Anfrage kam, die Regionalliga-Frauen zu trainieren. Eine weitere Station war Bordesholm. „Es war eine sehr schöne Zeit“, blickt die 69-Jährige zurück. „Aber ich weiß nicht mehr, wie ich das alles hinbekommen habe, zweimal Training pro Woche in Kiel und zweimal mit den Männern in Wismar, dazu die Punktspiele am Wochenende. Ich habe zu der Zeit auch noch gearbeitet.“
Ein weiteres Ehrenamt übernahm Brigitte Franz als Schiedsrichterin. Sie habe 1979 ausgeholfen und sei dabei geblieben, auch neben dem Spielfeld im Kampfgericht, ob im Landesverband, in der Oberliga Ostsee-Spree oder seit 2018 im DHB für die 3. Liga und Jugendbundesliga. Gemeinsam mit Andreas Sarakewitz geht es über MV hinaus bis Bad Schwartau oder Altenholz nördlich von Kiel. „Ich lebe damit, das gehört zu mir. Wir sind ein gutes Gespann, verstehen uns nicht nur am Zeitnehmertisch einwandfrei“, sagt die Wismarerin, die jetzt in einem kleinen Dorf bei Schwerin lebt, in einer „Familien-WG“ mit Tochter und Enkelin, und Mitglied beim Güstrower HV ist. Zusammen mit Andreas Sarakewitz erledigt sie außerdem den organisatorischen Teil der Trainerausbildung für das Kinderzertifikat sowie die C- und B-Lizenz in der Sportschule Güstrow, übernimmt manche Themen auch selbst. „Das macht riesig Spaß. Egal, auf welche Charaktere man trifft, man muss sich öffnen und damit klar kommen“, so Brigitte Franz, die jeder als sehr sachlich kennt und dabei offen ihre Meinung vertritt.
Sie war auch aktiv dabei, als der Deutsche Handballbund mit einer bundesweiten Aktion weiblichen Schiedsrichternachwuchs unterstützte und förderte. „Wir haben uns zweimal im Jahr getroffen und junge Schiedsrichterinnen mitgenommen. Zu den meisten habe ich heute noch Kontakt.“
Nicht zu vergessen ihr Engagement als Frauenwartin im HVMV. In der Funktion gehört Brigitte Franz auch dem Erweiterten Präsidium an. Und was sie auch macht, sie ist immer mit ganzem Herzen bei der Sache.
Rüdiger Rump
Bildtext
Freundlich, offenherzig und engagiert, aber auch sachlich und konsequent – Brigitte Franz.
Foto: Rüdiger Rump