Mit Erfahrung und Herz

Apr 25, 2023

Ein Dankeschön an Hans-Jürgen Franz  – als Sportphysiotherapeut betreute er ehrenamtlich Landesauswahlmannschaften und andere Handballteams in MV

Aktiv gespielt hat er nur kurze Zeit als zweiter Torwart bei Dynamo Süd Neubrandenburg. Davor war er Leichtathlet und „gar nicht schlecht“ über 3000 Meter und im Crosslauf. Nach dem Intermezzo im Handballtor erfüllte er sich seinen Traum beim Sportschießen. Dennoch blieb Hans-Jürgen Franz dem Handball ständig verbunden. 26 Jahre lang betreute er ehrenamtlich als Sportphysiotherapeut immer wieder Landesauswahlmannschaften. Anfang dieses Jahres 67 geworden, nahm er kürzlich davon Abschied. „Der Aufwand, die Belastung wurden einfach zu groß, denn ich bin immer selbst gefahren“, nennt Hans-Jürgen Franz als Hauptgrund. Für seine große Einsatzbereitschaft mit Erfahrung und Herz sagt der Handballverband Mecklenburg-Vorpommern (HVMV) an dieser Stelle schon mal ganz herzlich Dankeschön.

In Neubrandenburg geboren und aufgewachsen, absolvierte Hans-Jürgen Franz zunächst eine Ausbildung im Reifenwerk. Doch kurz darauf bei der NVA wurde bei ihm eine Kautschuk-Allergie festgestellt. Damit hatte sich eine Rückkehr in den Beruf erledigt. Noch in Uniform kam die Frage, ob er Therapeut werden wolle, denn es sollte eine Kureinrichtung entstehen. Der junge Mann sagte zu und besuchte die Medizinische Fachschule in Bad Wilsnack. Aus dem Therapeuten wurde übrigens nach der Wende ein Medizinischer Bademeister. 1997 folgte nach Inhalten der DHfK Leipzig eine Ausbildung zum Sportphysiotherapeuten bei der Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für Sportmedizin in Oldenburg, Sechs Jahre betrieb der Neubrandenburger eine eigene Praxis. Als eine Patientin beiläufig erzählte, dass sie Handball spielt, horchte er auf, denn er suchte eine Sportart, um sich ehrenamtlich zu betätigen. Zum Anfang war es die weibliche Jugend A von Fortuna Neubrandenburg, dann die Frauenmannschaft, die kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga stand, sowie ein Jahr der PSV Rostock in der 1. Frauen-Bundesliga.

Jörg Dombdera, der heutige HVMV-Geschäftsführer, holte ihn zurück nach Neubrandenburg für die Männermannschaft in der damaligen Regionalliga. Parallel schon zur Fortuna-A-Jugend betreute der engagierte „Physio“ die beiden Landesauswahlteams; als deren Einsätze auf die gleichen Wochenenden fielen, nur noch die männliche. Ein Jahr war er bei Grün-Weiß Schwerin in der Jugend-Bundesliga im Einsatz. Für ihn sei immer wichtig gewesen, dass es im Team stimmt, zwischen Trainern, Betreuer und Therapeut sowie einem Arzt im Hintergrund, der zwar nicht in der Halle ist, aber danach hilft. „Und das war überall so, wo ich hinkam“, sagt Hans-Jürgen Franz.

2005 zog er mit seiner Frau nach Berlin, weil beide Töchter dort wohnten. Ein Jahr arbeitete er bei der A-Jugend der Füchse mit Andreas Westram zusammen, sechs Jahre beim VfL Potsdam mit Trainer Detlef Döring, die beide leider früh verstarben. Der Deutsche Handballbund (DHB) setzte ihn im Trainingslager von Jugend-Nationalmannschaften ein. Ausflüge in andere Sportarten kamen hinzu, etwa die Betreuung der deutschen Nationalmannschaft im Wasserski bei der Weltmeisterschaft in Feldberg oder der Auswahl Namibias bei der Faustball-WM in der Schweiz. Am Einsatz für den HVMV änderte das nichts. „Ich werde im Herzen immer ein Mecklenburger sein, egal ob ich in Berlin oder wie jetzt in Brandenburg wohne“, betont Hans-Jürgen Franz aus tiefer Überzeugung.

Als er ein zweites Mal heiratete, zog er zu seiner Frau ins brandenburgische Fredersdorf. Bei ihr finde er die Unterstützung, die er für sein Engagement brauche. Jetzt wohnen beide in Brandenburg an der Havel, aber nicht mehr lange, denn Ende Mai/Anfang Juni soll das neue Eigenheim etwa zehn Kilometer entfernt im Umland der Stadt fertig sein. „Ich stehe lieber bei Vogelgezwitscher auf als beim Lärm der Straßenbahn, die wir jetzt direkt vor der Tür haben“, sagt Hans-Jürgen Franz schmunzelnd.

Ganz aus den Augen verlieren sich Hans-Jürgen Franz und der HVMV aber auch jetzt nicht. Bereits seit 2005 in der medizinischen Weiterbildung tätig – Erste Hilfe, Sportverletzungen und Tapekurse – sowie von 2019 bis zunächst 2027 mit der Ausbilderlizenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ausgestattet, gibt er sein Wissen nicht nur bei Veranstaltungen des Landessportbundes (LSB) MV, des Hamburger Sportbundes und der Europäischen Sportakademie in Potsdam weiter, sondern eben auch beim Handballverband. Sein nächster Termin steht schon fest im Mai bei der Trainerausbildung für die B-Lizenz. „So lange mir das Spaß macht, bin ich dabei“, sagt Hans-Jürgen Franz ohne Umschweife.

Rüdiger Rump

Bildtext

Mit Bällen in dieser Größe kennt sich Hans-Jürgen Franz auch bestens aus. Foto: Privat