Nachwuchshandballerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern international unterwegs
Die deutschen U19-Junioren männlich wurden in einem packenden Finale mit zwei Verlängerungen und Siebenmeterwerfen in Kairo Weltmeister. Und mit ihnen William Reichardt, der beim SV Fortuna Neubrandenburg begonnen hatte Handball zu spielen, mit 14 zu den Füchsen Berlin gewechselt war und dort zu einem der Aktivposten wurde. Nach „vier schönen Jahren im Füchse-Internat“, so William selbst, hat er heute mit seiner Freundin eine eigene Wohnung in Berlin-Weißensee. Er setzte fort, was Matthes Langhoff, der ebenso von Fortuna kam und wie der Loitzer Max Beneke den nächsten Schritt bei den Füchsen machte, 2023 bei der WM der U21 im eigenen Land geschafft haben – den Titel zu gewinnen.
Gold holten auch zwei junge Handballerinnen, die in MV aktiv sind. Nora Lange und Jette Lojewski von Grün-Weiß Schwerin siegten mit der U17-Nationalmannschaft im Finale des European Youth Olympic Festivals in Skopje. Dritte im Bunde mit handballerischen Wurzeln hier im Land war übrigens Charlize Tesch, die über Grün-Weiß Schwerin, den Rostocker HC und Fortuna Neubrandenburg beim Berliner TSC landete. „Nora war von Beginn an Stammspielerin, Jette hat sich im Turnierverlauf in die Mannschaft gespielt“, sagt Tilo Labs, Trainer von Nora und Jette vorige Saison in der Jugend-B-Bundesliga. „Beide haben sich die Nominierung verdient, und ich freue mich, dass sie jetzt gleich mit Gold nach Hause kommen. Das zeigt, dass wir mit unserer Nachwuchsarbeit auf dem richtigen Weg sind.“
Nora, deren Stammposition im rechten Rückraum ist, gehörte zunächst dem AMTV Hamburg an und bestritt die Meisterrunde der Jugend-Bundesliga mit Zweitspielrecht bei Grün-Weiß. Nach dem Probetraining habe sie sich in der Schweriner Mannschaft gleich wohl gefühlt und die Fahrten zweimal pro Woche zum Training, chauffiert von den Eltern, gern in Kauf genommen. Inzwischen wechselte Nora komplett zur Jugend B von Grün-Weiß in der Bundesliga und spielt zudem bei den Frauen in Norderstedt.
Jette, die aus Wismar zu Grün-Weiß kam, fehlte bei Lehrgängen des DHB mitunter die nötige Lockerheit, wie Labs meint, habe ihr Leistungsvermögen diesmal aber besser abrufen können. Er sei stolz auf beide, so Labs.
Nicht ganz so gut lief es für die U17/18-Nationalmannschaft, mit der Tamina Kugler (Grün-Weiß) und Fine Stenzel (Fortuna) bei der Europameisterschaft in Montenegro waren. Mit einem 35:22 gegen Schweden gelang zwar ein schöner Abschluss, der allerdings nur Rang elf bedeutete. Zumindest war schon vorher die WM-Qualifikation als Minimalziel erreicht. Doch mit einem Quäntchen Glück wäre viel mehr möglich gewesen. In den entscheidenden Partien in Vor- und Zwischenrunde wurde zweimal unentschieden gespielt, darunter gegen den späteren Europameister Slowakei, und einmal in der letzten Minute um ein Tor verloren. Ein Treffer mehr in einem der drei Spiele hätte den Einzug ins Viertelfinale gebracht und die Tür weit nach vorn offen gestanden.
„Der elfte Platz ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, räumt Tamina ein, die im Turnierverlauf mehr als 20 Tore geworfen hat.. „Es war wirklich denkbar knapp. Der Abschluss hat dann etwas versöhnt. Wichtig war für uns auch die WM-Qualifikation und dass wir uns weiterentwickeln mit dem neuen Trainer. Für einige war es das erste große Turnier international.“ Auch für Fine war der verpasste Einzug ins Viertelfinale bitter, doch sie sei glücklich, Erfahrungen auf diesem hohen Niveau gesammelt zu haben.
Beide blicken nun nach vorn, hoffen bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr dabei zu sein. Wenngleich einige Verletzte in den Kader zurückkehren und neue Spielerinnen dazu kommen könnten, sagt Tamina, rechne sie sich gute Chancen aus und werde bei Grün-Weiß in der 3. Bundesliga alles dafür geben. Seit ihrem ersten Einsatz 2023 in der U15-Nationalmannschaft steht die gebürtige Schwerinerin jetzt bei 20 Länderspielen.
Rüdiger Rump
Bildtext
Jette Lojewski (l.) und Nora Lange voller Stolz mit der Deutschlandfahne. Foto: Privat