Fortuna feiert 75

Sep. 12, 2025

Heute mit mehr als 700 Mitgliedern größter Handballverein in MV und Talenteschmiede

Ein weiteres rundes Jubiläum im Handballverband Mecklenburg-Vorpommern (HVMV): Zum Start in die neue Saison feiert der SV Fortuna 50 Neubrandenburg das 75-jährige Bestehen des Vereins. Am 1. Mai 1950 seinerzeit als Betriebssportgemeinschaft (BSG) Einheit Neubrandenburg gegründet, ist es nach Ausgliederungen, Fusionen und Namenswechseln heute mit mehr als 700 Mitgliedern der größte Handballverein in MV, der sowohl im männlichen wie auch weiblichen Bereich erfolgreiche Arbeit leistet.

Schon 1946 hatte Christel Krause interessierte Frauen und Mädchen für den Handball begeistert, der dann auch die neue BSG Einheit prägte. Diese erhielt 1960 den Auftrag, Handball als Schwerpunktsportart zu entwickeln, als alle weiteren Abteilungen von anderen Vereinen übernommen wurden, die Handball-Männer später von Traktor Neubrandenburg. Damit sich ehemalige Aktive anderer Vereine und Werktätige aus den Trägerbetrieben volkssportlich betätigen konnten, gab es auch Fußball.

Die erste Frauenmannschaft wurde von 1953 bis 1965 ununterbrochen Bezirksmeister auf dem Großfeld, schaffte es 1963 sogar in die Oberliga, die höchste Spielklasse in der DDR, und wurde von 1955 bis 1975 Bezirksmeister in der Halle. In der Saison 1975/76 gelang der Aufstieg in die DDR-Liga und zwei Jahre später in die DDR-Oberliga. Nach Ab- und Wiederaufstieg spielten die Neubrandenburger Frauen in den 1980er-Jahren überwiegend in der höchsten Liga, hätten nach der Wende auch in der 1. Bundesliga antreten können, doch der Verein verzichtete, gehörte dann der 2. Bundesliga und später Regionalliga an.

Nachwuchsmannschaften von der Altersklasse 11 bis 15/16 erreichten vordere Platzierungen in Meisterschaft und Pokal der DDR. Die Juniorinnen spielten wie die Frauen in der Oberliga.

Am 11. Juni 1974 gründete die BSG auch eine Sektion Gewichtheben, deren Aktive bei DDR-Meisterschaften, Spartakiaden und internationalen Wettkämpfen Medaillen errangen.

Durch die Fusion des SV 1950 Neubrandenburg und des HV Fortuna Neubrandenburg wurde der Grundstein für eine neue Ära im Neubrandenburger Handball gelegt. Der kleinere Verein Fortuna war nach 1990 aus der Armeesportgemeinschaft (ASG) Trollenhagen-Mitte hervorgegangen und hatte sich fast ausschließlich dem Männerhandball und dessen Nachwuchs gewidmet.

Das runde Jubiläum wurde zum traditionellen Saisonauftakt mit einem großen Familientag an der Webasto-Arena gefeiert. Alle Mannschaften wurden hier vorgestellt. In zwei Fortuna-Talks ging es um die vergangenen 75 Jahre sowie um Gegenwart und Zukunft, die dem Verein bei mitunter schwieriger werdenden Rahmenbedingungen sehr viel abverlangten. Die Sporthallen würden teurer und erschwerten, das Training weiterhin qualitätsgerecht abzusichern. Was mit riesigem Zeitaufwand ehrenamtlich geleistet werde, verdiene größte Anerkennung, unterstreicht Vereinspräsident Michael Schröder. Er moderierte die Gesprächsrunden gemeinsam mit NDR-Redakteurin Martina Scheller aus Schwerin, die vor Jahren als Fortuna-Torhüterin selbst erfolgreich war. Dabei kam immer wieder der familiäre Zusammenhalt im Verein zur Sprache. Viele hatten als Kinder begonnen, dann bis zu den Frauen und Männern gespielt und blieben bis heute ehrenamtlich aktiv. So gab es eine Reihe verdienter Ehrungen. HVMV-Präsident Jan Holze überreichte Michael Schröder die Ehrennadel des Verbandes in Silber, würdigte dessen erfolgreiche Arbeit und dankte allen im Verein für ihre ehrenamtliche Tätigkeit.

Der SV Fortuna hat sich zu einer Talenteschmiede entwickelt. Als die Männer in der höchsten Liga der DDR waren und ihre Heimspiele übrigens in Rostock-Marienehe austragen mussten, weil es in Neubrandenburg seinerzeit keine geeignete Halle gab, wurden bereits Kader zum damaligen ASK Frankfurt/Oder delegiert. Heute stehen für die hervorragende Neubrandenburger Nachwuchsarbeit Matthes Langhoff und William Reichardt, die es von Fortuna zu den Füchsen Berlin führte und die 2023 mit der U21-Nationalmannschaft bzw. dieses Jahr mit der U19 Weltmeister wurden. Auch aus dem weiblichen Bereich gingen spätere Nationalspielerinnen hervor. Und mit der 17-jährigen Fine Stenzel gehört eine Neubrandenburgerin aktuell der U18-Nationalmannschft an.

Rüdiger Rump

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Beim Familienfest an der Webasto-Arena ging es hoch her.

Foto: Rüdiger Rump