Hans-Jürgen Tiedtke vom SV Matzlow-Garwitz hat sich seit der Schulzeit dem Handball verschrieben
Auf die laufende Handballsaison hat er sich besonders gefreut. Eine hoffentlich ohne Corona und Beschränkungen von außen. So kann Hans-Jürgen Tiedtke in der Spornitzer Sporthalle, wo der SV Matzlow-Garwitz die Heimspiele austrägt, endlich wieder regelmäßig seinen Stammplatz in der obersten Reihe einnehmen. Ob bei den Verbandsliga-Männern oder wie jüngst bei der Jugend E. Von hier hat er den besten Überblick, seit er nicht mehr selbst auf dem Spielfeld oder an der Seitenlinie agiert, sagt der inzwischen 70-Jährige.
Erst mit 46 habe er aufgehört, aktiv zu spielen, trainierte über Jahrzehnte verschiedene Mannschaften, war Vorsitzender des Kreisfachausschusses Parchim und dann des Bezirkshandballverbandes (BHV) West, als solcher auch turnusmäßig im Erweiterten Präsidium des HVMV, bevor ihn vor drei Jahren gesundheitliche Probleme zwangen, kürzer zu treten. Tiedtke ist nunmehr Ehrenvorsitzender des BHV wie seines Vereins und seit dem diesjährigen Verbandstag des HVMV dessen Ehrenmitglied. Dem Vorstand des Vereins gehört er weiterhin an. „Und wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, so Tiedtke wohl wissend, dass es ein starkes Team Ehrenamtlicher beim SV Matzlow-Garwitz gibt. Vorsitzender ist schön länger Sohn Dominik.
In Schwerin geboren und in Matzlow aufgewachsen, nachdem seine Eltern 1956 dorthin zogen, habe ihn in der Schule Karl-Heinz Berlin, der übrigens nicht Sport, sondern Mathe und Physik unterrichtete, „mit dem Handballvirus infiziert“. Als Berlin nach Parchim wechselte, sei er ihm gefolgt und habe bis zur Jugend B in der Kreisstadt gespielt. „Ab der A-Jugend sind wir dann zu fünft zu Post Schwerin gegangen und haben unter Trainer Hartmut Flau in der Jugend-Oberliga gespielt. Immer vor den Männern, so dass sich die Hallen langsam mit Zuschauern füllten. Das war schon ein schönes Gefühl“, erzählt Tiedtke lächelnd.
Dann kam der Grundwehrdienst, zuerst in Stern Buchholz. Dort hielt jemand von einem Regiment in Karpin bei Eggesin ganz im Osten Ausschau nach Handballern. „Wir sind NVA-Meister geworden und einmal Vize. Das gab Sonderurlaub, aber der Weg nach Hause war fürchterlich weit“, erinnert sich Tiedtke. Es folgte eine erfolgreiche Zeit bei Lok Parchim – mehrmals Bezirksmeister und Aufstiegsspiele zur DDR-Liga. Hier habe es leider nicht ganz gereicht, aber es sei schon eine besondere Atmosphäre gewesen, meist in vollen Hallen zu spielen.
1978 zog Tiedtke nach Matzlow und baute mit denen, die schon mal mit Handball zu tun hatten, eine Männermannschaft auf. „Wir haben in der Kreisliga angefangen und zuerst selbst hier manche Klatsche kassiert, aber zusammengehalten und nicht verzagt. Dann ging es für uns bis in die Verbandsliga hoch.“ Dieses Gemeinschaftsgefühl schätze er bis heute ganz besonders. Es sei auch gerade im Nachwuchsbereich enorm wichtig. Jede Mannschaft wolle erfolgreich sein, doch man gewinne und verliere gemeinsam, das gehöre zum Sport, so Tiedtkes Credo.
Schon in Parchim habe er als Übungsleiter angefangen und die Jugend B zu Spartakiadegold im Bezirk geführt. „So was vergisst man nicht.“ Auch in Matzlow habe er nicht nur aktiv gespielt, sondern parallel Mannschaften im Schüler- und Jugendbereich aufgebaut. Die Jugend A sei Landesmeister geworden und in die Regionalliga aufgestiegen, wo sie gut mithielt. Manchen der Jungs habe er durch seine Tätigkeit in der Berufsausbildung von Hydraulik Parchim eine Lehrstelle vermitteln können. Nach der Wende war Tiedtke zunächst Ausbilder und ab 2000 bis zum Ruhestand Leiter des Berufsfortbildungswerks (bfw) in Parchim.
Als Aktiver stand der breitschultrige Tiedtke stets im Tor. Treffer ins Gesicht seien öfter vorgekommen, die aufs Ohr aber noch schmerzhafter gewesen. Zweimal habe er ein gebrochenes Nasenbein gehabt, „schon in jungen Jahren, da steckt man das weg“, meint der Matzlower, der nun mindestens einmal pro Woche mit seiner Frau 25 bis 30 Kilometer Fahrrad fährt, um sich fit zu halten. Und wenn wieder Heimspiele in der Spornitzer Sporthalle anstehen, geht er auf seinen Stammplatz in der obersten Reihe.
Rüdiger Rump
Bildtext: Hat den SV Matzlow-Garwitz maßgeblich geprägt, war darüber hinaus ehrenamtlich aktiv und ist weiter regelmäßig beim Handball. Foto: Rüdiger Rump