Mecklenburger Stiere würdigen Einsatz von Unparteiischen
Ohne sie gäbe es kein einziges Spiel: nicht in der schwersten Liga der Welt und auch nicht beim Nachwuchs in den Vereinen. Allein in Mecklenburg-Vorpommern greifen 300 Unparteiische regelmäßig zur Pfeife bei Handballspielen. Rund 70 von ihnen gehören zum Landeskader. „Es dürften trotzdem gern noch ein paar mehr sein“, schätzt Daniel Sarakewitz ein. Der 34-jährige Schweriner leitet seit 2004 Handballpartien und hat sich bis zur Spielverantwortung in der 3. Liga und der Jugendbundesliga hochgearbeitet. Als Ausbilder und technischer Delegierter (Coach Plus) steht er dem Schiri-Nachwuchs zur Seite. Und das mit Begeisterung!
Daniel Sarakewitz hat wie so viele junge Burschen mit Leidenschaft Handball gespielt – in Nachwuchsteams bei Post Schwerin. Mit 15 Jahren nahm er die Pfeife zur Hand und brachte sich, weil es einfach so war, schon bald in organisatorische und strukturelle Dinge ein. „Philipp Fiehn und ich haben damals die Schiedsrichter-Ordnung mit reformiert. Das führte unter anderem dazu, dass alle Vereine Referees im Nachwuchs ausbilden müssen.“ Eine weitreichende Entscheidung, die seit Jahren hilft, die Spielleitung auf der Platte zu gewährleisten.
Wer vorgibt, muss auch liefern. Also begann Daniel Sarakewitz im Bezirk West selbst mit der Ausbildung von Nachwuchsschiedsrichtern. Zwei von ihnen schaut er besonders gern und akribisch beim Pfeifen zu. Luis Schünemann (17) und Friedrich Oelze (16) vom Verein Mecklenburger Stiere Schwerin haben unlängst ihr Debüt in der MV-Liga, der höchsten Liga im Land, gegeben. Sie leiteten schon recht souverän die Männer-Partie zwischen dem Güstrower HV und dem HC Vorpommern-Greifswald. Am Ende dankten Trainer und sogar Spieler dem jungen Gespann für eine solide Leistung. Auszuwerten gab es dennoch einiges. Als technischer Delegierter hatte Daniel Sarakewitz vom Zeitnehmertisch die Begegnung verfolgt. Er hätte sogar eingreifen können in das Spiel – notwendig war das nicht. Luis pfeift seit 2019, sein jetziger Partner Friedrich seit 2020. Beide kennen ihren Lieblingssport als aktive Spieler. Sie haben sich in Lehrgängen und zahlreichen Partien – von der kompletten Jugend im Land über die Regionalliga bis zur Oberliga – das nötige Know-how für ihre besonderes Hobby angeeignet.
„Ich wollte das Spiel immer gern von der anderen Seite sehen und Entscheidungen treffen können. Das hat mir vom ersten Tag als Schiri viel Spaß gemacht“, begründet Friedrich seine Motivation. Luis hatte schon in der E-Jugend ein Trainingsspiel gepfiffen und sich fortan so manches von seinem Vater Frank Schünemann abgeguckt. Der ist seit vielen Jahren als Unparteiischer aktiv.
Lernen mussten die beiden Jugendlichen auch, dass längst nicht alle ein Mindestmaß an Achtung vor den Schiedsrichtern haben. Entsprechende Kommentare von den Tribünen gibt es immer wieder mal. „Auf der Platte sind es vor allem Jüngere, die mit unfairen Aussagen auffallen. Hier erleben wir des öfteren Respektlosigkeit“, berichtet Friedrich. „Erwachsene Spieler halten sich eher zurück. Sie erkennen an, dass wir als junges Gespann schon eine Menge Verantwortung übernehmen. Natürlich wollen wir dem damit verbundenen Anspruch auch gerecht werden“, sagt Luis.
Beide haben in ihrem Ehrenamt, für das sie wöchentlich bis zu zehn Stunden aufbringen, noch eine Menge vor. Sie wollen einen weiteren Schritt als Schiedsrichter gehen. Das könnte für die nächste Saison bedeuten, in der neu geschaffenen Jugendbundesliga (B-Jugend) Spiele zu leiten. In zwei bis drei Jahren wären die Jugendbundesliga (A-Jugend) und die 4. Liga (Erwachsene) realistisch. „Das Zeug dazu haben sie“, attestiert ihr Plus-Coach Daniel Sarakewitz. Ob es nach der Schule so weitergehen kann, bleibt abzuwarten. Friedrich möchte Medizin studieren, Luis hat sich noch nicht festgelegt. Auf jeden Fall freuen sich beide über die intensive Begleitung und wertvollen Input durch Daniel Sarakewitz und andere erfahrene Schiedsrichter wie beispielsweise Jennifer Hopp. „Als Nachwuchskoordinator hat Daniel Coachingstrukturen geschaffen, die uns weiterbringen. Das ist eine gute Grundlage, die verschiedensten Situationen auf dem Spielfeld zu meistern“, schätzt Luis ein. Er und Friedrich gehen mit Respekt, aber ohne Angst in ihre Spiele. „Damit die beiden und alle weiteren Nachwuchsschiedsrichter den, mit den Ligen steigenden Anforderungen gerecht werden können, reflektieren wir gemeinsam Spiele, machen, wie Spieler auch, Videotraining und stehen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung“, sagt Daniel Sarakewitz. Er bringt es in all seinen (Handball-) Funktionen mit bis zu 30 Stunden wöchentlich nahezu auf einen Fulltime-Job – neben seiner beruflichen Tätigkeit. „Für ein solches Engagement können wir den Schiedsrichtern gar nicht genug danken“, sagt Karin Winkler, Präsidentin des Vereins Mecklenburger Stiere Schwerin. Der Traditionsverein nahm den „Tag des Schiedsrichters“ zum Anlass, die Unparteiischen aus den eigenen Reihen zu ehren. Sie erhielten am Rande eines Heimspiels der Handballstiere unter anderem eine Aktionsbox, welche vom Freundeskreis des Deutschen Handballs e.V. und „Bock auf Schiedsrichter“ zur Verfügung gestellt wurde.
Barbara Arndt
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Friedrich Oelze (l.) und Luis Schünemann von den Mecklenburger Stieren Schwerin gaben unlängst ihr Debüt in der MV-Liga. Foto: Barbara Arndt