Neuer Anklamer Handballverein in den Spielbetrieb
Es gibt einen neuen Handballverein in Mecklenburg-Vorpommern: Anklamer HV. Am 18. Dezember 2023 gegründet, will er in der kommenden Saison mit vier Mannschaften in den Spielbetrieb des Bezirkshandballverbandes Ost einsteigen. In der Jugend F und E, wo das möglich ist, mit Mix-Mannschaften aus Mädchen und Jungen, außerdem in der weiblichen Jugend D und männlichen Jugend C. Zwischen 19 und 13 Kinder trainieren dafür eifrig, betreut von sieben Übungsleitern. Der Verein will schrittweise von unten wachsen. Doch auch eine Männermannschaft war bereits im Gespräch, die Akteure sehen sich allerdings noch nicht weit genug und wollen wahrscheinlich noch ein Jahr warten, bis es um Punkte gehen könnte.
Die Initiative und ersten Schritte gingen von Alexandra Stegemann aus. Die gebürtige Neubrandenburgerin, Jahrgang 1972, spielte einst Freizeithandball, wie sie sagt, ihr damaliger Mann war beim HV Altentreptow aktiv. Nach der Wende folgte das junge Paar einem Angebot für Handball und Beruf aus Altentreptows Partnerstadt Meldorf in Schleswig-Holstein. Nach kurzer Zeit im Dithmarschen ging es weiter nach Flensburg, wo Alexandra Handballerinnen von der Jugend C bis zu den Frauen trainierte. Nach der Scheidung habe sie ihre Jugendliebe wiedergefunden. „Ja, die Polenreise 1988“, bestätigt Ralf Stegemann lachend. Beide seien über Facebook lose in Kontakt gewesen und nun fünf Jahre verheiratet.
„So bin ich vor sechs Jahren wieder in der Heimat gelandet und wollte gern im Handball weitermachen. Aber in Anklam gab es nichts“, erzählt Alexandra Stegemann. „Da dachte ich, es müsste doch ein paar Leute geben, die Interesse haben.“ So habe sie sich an den HC Vorpommern-Greifswald gewandt. „Dort war man Feuer und Flamme und sagte, wir unterstützen dich.“ Im Oktober 2021 fand ein erstes Schnuppertraining statt, mit Flyern, in Schulen und Kitas bekannt gemacht. Zwölf Kinder seien gekommen, bunt gemischt vom Alter her. „Wir sind dann konkreter geworden, in Grundschulen und eine weiterführende Schule gegangen und haben mit jeder Altersklasse anderthalb Stunden Schnuppertraining gemacht, um zu zeigen, wie attraktiv Handball ist. Dadurch wurden wir 60“, so Stegemann. „Die Kinder kommen nicht von allein, man muss ihnen die Faszination des Handballs vor die Tür bringen. Als dann ein Spielbetrieb absehbar war, haben wir im September 2022 zwei Mix-Mannschaften in der F-und E-Jugend beim HC Vorpommern-Greifswald gebildet.“ In die Schulen zu gehen, sei entscheidend, um Handballnachwuchs zu gewinnen und die Basis zu stärken, betont Stegemann. Ein Weg, dem auch der HVMV mit dem Projekt „Handball macht Schule“ verstärkt folgt.
Natürlich kämen nach solchen Aktionen nicht alle Kinder wieder, aber viele eben doch, weiß die Anklamerin. Und es hätten sich Erwachsene als engagierte Mitstreiter hinzugesellt. Nach weiterem Schnuppertraining in drei Schulen seien es 85 Kinder gewesen, so dass es Zeit wurde, einen eigenen Verein zu gründen, um auch Fördermittel erhalten zu können. „Das war spannend und hätte ich mir einfacher vorgestellt. Doch einer muss mutig sein“, bekennt Alexandra Stegemann, die erste Vereinsvorsitzende wurde. Viel unterstützt mit Rat und Tat habe sie auch ihr Ehemann Ralf, selbst ein vielseitiger Sportler, im Handball und Fußball bis hin zum DDR-Meister im Rollschnelllauf. Er ist Schatzmeister im Anklamer HV.
Von den sieben Trainern, die sich um den Handballnachwuchs kümmern, absolvieren derzeit vier die Ausbildung für die C-Lizenz. „Und wir schieben von unten nach. In Kooperation mit den Schulen findet jedes Jahr im Oktober im Sportunterricht der Erstklässler ein Schnupperkurs statt“, sagt Stegemann. Ziel sei es, in jeder Altersklasse eine vollständige Mannschaft zu haben. Und um sportliche Türen zu öffnen, Talenten in der Region Perspektiven zu bieten, werde auch die Zusammenarbeit mit dem HC Greifswald-Vorpommern fortgesetzt.
Rüdiger Rump
Bildtext
Den Kindern ist die Freude am Handball anzusehen. Foto: Alexandra Stegemann