In voller Aktion am Kreis

Aug 25, 2022

Christian Wilhelm vom HC Empor Rostock spielte in der U20-Nationalmannschaft

Handballer in deutschen Auswahltrikots kommen eher selten aus Vereinen in Mecklenburg-Vorpommern. Geschafft hat das in diesem Jahr Christian Wilhelm vom Zweitlisten HC Empor Rostock. Er wurde in die U20-Nationalmannschaft berufen und fuhr mit ihr zur Europameisterschaft im Juli in Portugal, wo das Team auf Rang sieben kam. Die Hauptrunde als erstes Ziel sei erreicht worden, das Spiel um den Einzug ins Halbfinale gegen Schweden aber leider verloren gegangen. „Das war schon etwas enttäuschend“, meint der 20-Jährige. Doch nun schaut er nach vorn, hofft auch auf eine Berufung in den nächsthöheren DHB-Jahrgang, dem letzten im Nachwuchsbereich. Die U21-Nationalmannschaft wäre der nächste Schritt, wofür er in Rostock weiterhin alles geben werde. „Ich möchte mich individuell weiterentwickeln und dazu beitragen, dass wir in der 2. Bundesliga bleiben“, so der einsatzstarke Kreisläufer.

Zum Handball sei er über seinen besten Kumpel gekommen. Dessen Eltern hätten aktiv gespielt, auch höherklassig. Die Freundesgruppe des Sohnes, zu der Zeit beim Fußball, sei dann mal mit in die Sporthalle gegangen. Einige der Jungs hätten sich daraufhin beim Handball angemeldet und zunächst beides parallel gemacht. Christians sechs Jahre älterer Bruder Stefan habe da schon Handball gespielt. „Es hat mir damals gleich mehr Spaß gemacht.“ Und heute sagt er: „Handball hat eine unglaubliche Intensität. Es passiert immer was, es wird nie langweilig und man kann sich richtig auspowern.“

Als D-Jugendlicher wechselte Christian von der TSV Nord Harrislee zur SG Flensburg-Handewitt, bestritt seine ersten Länderspiele in der U16 und U17 und ging 2019 zu Bayer Dormagen, wo er am 31. März kurz vor dem 17. Geburtstag sein Zweitliga-Debüt feierte. Zwei Jahre danach kam er zum HC Empor und gab sich mit seinem zu der Zeit 25-jährigen Bruder Stefan buchstäblich die Klinke in die Hand. Dieser gehörte zu den Leistungsträgern und imponierte zudem mit seiner tadellosen Einstellung, verließ den HCE jedoch aus beruflichen Gründen, weil er nach seinem Masterstudium in die Forschung wollte, was Rostock nicht bieten konnte. Über den sechs Jahre jüngeren Nachfolger aus der selben Familie sagte Cheftrainer Till Wiechers seinerzeit: „Christian ist ein junger und hoch begabter Spieler mit viel Potenzial – offensiv und in der Abwehr. Ich bin mir sicher, dass er hart arbeiten wird, um sich bei uns weiterzuentwickeln.“ Er habe Wiechers viel zu verdanken, sagt der 1,91 Meter große Kreismitte-Akteur. „Er hat mir Vertrauen geschenkt. Ich bekam mehr Einsatzzeiten als gedacht und versuche, dieses Vertrauen zurückzugeben.“ Seit Flensburg-Handewitt spiele er Kreismitte. „Weil ich in dem Alter schon kräftiger war als andere“, so die Begründung.

Das Abitur noch in Dormagen absolviert, studiert der junge Handballer nun Sport und Biologie auf Lehramt an der Universität Rostock. „Ich möchte gern Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung helfen und fördern, vielleicht auch fordern“, sagt der 20-Jährige zu seinem späteren beruflichen Werdegang. Sport liege ohnehin nahe und Biologie habe ihn schon in der Schule interessiert. Neben Handball und Studium gebe es in den Semestern wenig freie Zeit. In den Ferien hingegen besuche er gern seine Flensburger Heimat, unternehme was mit Freunden, spiele mal Basketball oder sitze mit ihnen im Cafe, um sich zu unterhalten.

Ob er einmal Handballtrainer werde, das sei noch weit weg. „Vielleicht im Jugendbereich, in einem Nachwuchsleistungszentrum.“ Christian Wilhelm möchte möglichst lange selbst Handball spielen. Und sollte er in die U21-Nationalmannschaft berufen werden, kämen zu den bislang 15 Länderspielen noch einige hinzu.

Rüdiger Rump

Bildtext:

Kraftvoll beim Torwurf: Christian Wilhelm vom HC Empor Rostock. Foto: Sebastian Heger