Karl-Heinz Zühlke vom Plauer SV ist derzeit der älteste aktive Schiedsrichter im HVMV-Kader
Bis über 50 spielte er noch aktiv in der Verbandsliga. Längst war er ruhiger geworden, haderte nicht ständig mit den Schiedsrichtern. Denn als solcher stand er nun selbst regelmäßig auf der Platte. Heute ist Karl-Heinz „Charly“ Zühlke vom Plauer SV der älteste aktive Schiedsrichter im HVMV-Kader.
Kaum in der Schule, kam er als knapp siebenjähriger Steppke in Plau am See zum Handball. „Wir waren mehrere Jungs, man kann sagen, fast eine Handballklasse. Es hat von Anfang an Spaß gemacht“, sagt Zühlke. Bereits aus der Zeit stammt auch sein Spitzname „Charly“, den er vom Sportlehrer bekam. Und so nennt ihn bis heute fast jeder, der ihn etwas näher kennt. Im elften Lebensjahr, so erzählt er, hätten sie zu viert die Prüfung als Jugendschiedsrichter abgelegt, ausgebildet von Adolf-Friedrich Klemm. Die Grundlage war geschaffen, mehr vorerst allerdings nicht. „Als Spieler habe ich nur geblubbert“, gesteht der an sich freundliche Plauer, der seinem Verein bis heute treu geblieben ist. „Ich konnte den Mund nicht halten und saß oft mit zwei Minuten auf der Bank.“ Bis mal jemand sagte, mach‘ es doch besser. Zuerst sei er mit Alfons Abel, einst sein erster Übungsleiter, mitgefahren, so Zühlke. Inzwischen agiert er „gut 30 Jahre richtig intensiv“ als Schiedsrichter, pfeife pro Saison meist mehr als 50 Spiele im Land und Bezirk, mitunter sogar deutlich darüber. Da seinem Partner Rüdiger Obermeier aus beruflichen Gründen kaum noch Zeit bleibt, hatte er zunächst Sohn Ronny (45) an der Seite und jetzt ist es Tobias Ehrlt aus Wismar.
Eigentlich wollte der Handball-Oldie nur noch für den Notfall da sein und jüngeren Schiedsrichtern den Weg frei machen. „Der Notfall wurde allerdings zum Dauerzustand. Nicht selten kommt kurzfristig ein Anruf kommt, und ich fahre los. Denn ohne Schiedsrichter geht es nun mal nicht“, so Zühlke. Thomas Schweder, Vizepräsident Spieltechnik im HVMV, kennt ihn gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. „Charly ist zuverlässig und auch immer einsatzbereit, wenn die Hütte brennt“, bringt es Schweder auf den Punkt.
Am 27. Dezember 70 Jahre alt, plane er nur noch von Jahr zu Jahr, „doch so lange mir das noch Spaß macht und ich die Tests beim Lehrgang bestehe, bleibe ich dabei, denn ich bin gern mit jungen Leuten zusammen“. Körperlich fit halte er sich fast jeden Tag eine halbe Stunde vor der Arbeit auf dem Hometrainer, Und zweimal in der Woche stelle er sich jeweils 30 Regelfragen aus der Schiedsrichter-App. Die Regeln in den verschiedensten Spielsituationen abrufbar zu haben, sei ganz wichtig, aber genauso Fingerspitzengefühl sowie Kommunikation mit Spielern und Bank, natürlich ohne lange zu diskutieren. Sicher komme ihm gesunde Routine zugute und es sei „ein immenser Vorteil, dass ich selbst viele Jahre gespielt habe“. Über Beschimpfungen von außen, manchmal auch unter der Gürtellinie, höre er einfach hinweg. Viele schöne Erlebnisse würden überwiegen, ob im Saisonalltag oder etwa bei Vorbereitungsspielen und Turnieren mit Zweitliga-Mannschaften. Und besonders gern erinnere er sich an eine Begegnung von Grün-Weiß Schwerin mit einer kanadischen Auswahl, als die Nationalhymnen gespielt worden seien.
Für die Familie gehöre der Sport dazu. Er habe zu seiner Frau noch direkt vor dem Standesamt gesagt, sie solle daran denken, dass er Handballer sei, erzählt Zühlke lachend. „Aber sie wollte mich und hat immer voll dahinter gestanden.“ Beide Kinder hätten wie er in der 1. Klasse mit Handball begonnen und seien dabei geblieben. Den Sohn habe er zuerst selbst trainiert. Die Tochter sei heute Übungsleiterin beim Hagenower SV.
Für andere Hobbys fehlten Zeit und Interesse. „Eines vernünftig machen und sonst gar nichts“, lautet Zühlkes Devise. Zumal vor der Freizeit die Arbeit stehe. Der gelernte Baufacharbeiter, der später auf Tischler umsattelte und seinen Meisterabschluss machte, hat eine eigene Firma für Trockenbau und Montage mit zwei Angestellten. „Einer davon ist Ronny. Und meine Frau macht in Teilzeit die Bücher.“ Der Sohn werde den Betrieb übernehmen, das sei abgesprochen. „So lange wie ich Lust habe, mache ich weiter“, sagt der nun 70-Jährige. Er plane auch hier von Jahr zu Jahr – wie als ältester aktiver Schiedsrichter im HVMV-Kader.
Text und Foto: Rüdiger Rump
Herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag, Charly!