Der Schweriner Peter Rauch hat sich auf mehreren Postionen um den Handball verdient gemacht und wird jetzt 75
Von 1970 bis 1986 Handballer bei Post Schwerin in der höchsten Liga der DDR, 22 Jahre lang BSG-Vorsitzender und Vereinspräsident, gleichzeitig Schiedsrichter bis zur 1. Bundesliga und von 2014 bis 2022 Präsident des Handballverbandes Mecklenburg-Vorpommern (HVMV) – seitdem dessen Ehrenpräsident. Das sind die wohl wichtigsten Abschnitte im Sportlerleben von Peter Rauch. An diesem Sonnabend, 28. Juni, wird der Schweriner 75, nachdem schon sein Vorgänger Dr. Wolf-Dieter Schmidt aus Greifswald, DHB-Ehrenmitglied und ebenfalls Ehrenpräsident des HVMV, Anfang April mit 90 Jahren ein rundes Jubiläum feiern konnte.
Mit dem Handball begann Rauch 1962 in der Schweriner Heinrich-Heine-Schule bei Sportlehrer Jürgen Hennig. Als diese bei der Stadtschulmeisterschaft überraschend die sonst übermächtigen Lankower bezwungen hatte, ging es zu Trainer Hartmut Flau bei der TSG Schwerin-Lankow, „für mich der Handballvater Schwerins“, so Rauch. Die Mannschaft wurde im Frühjahr 1966 als jüngerer Jahrgang in der Jugend A DDR-Vizemeister. Im Herbst ging aus Lok Schwerin und der TSG Lankow die BSG Post als Handball-Schwerpunkt in Schwerin hervor. „Wir waren über den Zusammenschluss erst gar nicht glücklich, denn wir waren eine verschworene Truppe und wollten zusammenbleiben“, erinnert sich der Jubilar. Doch es wurde eine Erfolgsgeschichte, für die die Deutsche Post ideale Rahmenbedingungen bot. Die Jugend A wurde 1967 DDR-Meister und am gleichen Wochenende schaffte die neue Männermannschaft den Aufstieg in die DDR-Liga. Drei Jahre später ging es mit Erwin Kaldarasch als Trainer, der vom Europapokalsieger DHfK Leipzig gekommen war, in die höchste Spielklasse der DDR. Und daraus stieg Post als einzige Mannschaft aus den Betriebssportgemeinschaften nie ab, wie Rauch betont. Er war lange Zeit Mannschaftskapitän und bestritt insgesamt mehr als 1000 Spiele für den Verein. Als die Armeezeit anstand, gab es für den Jugendnationalspieler auch Kontakte zum SC Dynamo Berlin und ASK Frankfurt, doch jahrelang dort binden wollte er sich nicht, so dass es beim Grundwehrdienst blieb.
Nach seiner Zeit als Spieler trainierte er die A-Jugend und führte sie in die DDR-Juniorenoberliga. Dem folgte eine erfolgreiche Laufbahn als Schiedsrichter. Den entsprechenden Ausweis hatte er bereits seit 1965. Denn bei der Pionierspartakiade mussten alle Mannschaftskapitäne einen Schiedsrichter-Lehrgang absolvieren – und das war bei der Schweriner Bezirksauswahl Peter Rauch. Zusammen mit seinem Schweriner Partner Klaus-Peter Hopp ging es über DDR- und Oberliga bis in den A-Kader der 1. Bundesliga. Volle Hallen in Gummersbach, Kiel und bei anderen Spitzenklubs seien „die schönste Zeit“ gewesen. Doch der Zeitaufwand besonders bei Spielen in der Woche ließ sich auf Dauer nicht mit der Arbeit vereinbaren.
Als BSG-Vorsitzender und Vereinspräsident sorgte sich der gebürtige Schweriner mit vollem Engagement um 800 Mitglieder in zwölf Abteilungen. Was er als Übergangslösung gedacht hatte, hielt 22 Jahre bis September 2011 an. Nach der Wende gelang ihm für die 1. Männermannschaft eine dreijährige Partnerschaft mit der Deutschen Telekom, die maßgeblich den Leistungshandball in Schwerin sicherte. Von 2008 bis 2013 war Rauch auch Präsidiumsmitglied der Handball-Bundesliga (HBL) und nach Strukturveränderungen Vizepräsident der 2. Bundesliga.
1975 schloss der gelernte Buchdrucker ein Fernstudium für Journalistik in Leipzig ab, arbeitete als Betriebszeitungsredakteur und wissenschaftlicher Assistent bei der Deutschen Post sowie später als Pressesprecher und Kommunikationsmanager der Telekom. Ob Handball in den verschiedensten Positionen oder im Beruf – in Ehefrau Anna Rosalia fand er stets den nötigen Rückhalt. „Ein Glücksfall für einen Handballverrückten wie mich“, sagt er selbst. Die Beiden haben zwei Söhne und vier Enkelkinder.
Als „Viezer“ Schmidt 2014 nach über 17 Jahren an der Spitze des HVMV dieses Ehrenamt abgeben wollte und einen Nachfolger suchte, gewann er dafür Peter Rauch und schlug ihn selbst dem Präsidium vor. Denn dieser bringe reichlich Erfahrungen und Kompetenz mit als jahrelanger Vereinspräsident, vorbildlicher Spieler und Schiedsrichter, Übungsleiter und Mann der Öffentlichkeitsarbeit. Präsidium und Erweitertes Präsidium bestätigten ihn einstimmig. Ebenso fiel auf dem Verbandstag 2022 die Wahl zum Ehrenpräsidenten aus, nachdem Rauch aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut kandidiert hatte. Doch seine Erfahrung ist weiterhin gefragt, und die bringt er im Erweiterten Präsidium gern ein.
Die Handballfamilie Mecklenburg-Vorpommerns gratuliert ganz herzlich zum 75. Geburtstag.
Rüdiger Rump
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Auf dem Verbandstag des HVMV im Mai überreicht Peter Rauch als Ehrenpräsident die Ehrennadel in Gold an Brigitte Franz. Foto: Rüdiger Rump