Nach der letzten Saison die Welt entdecken

Jun 27, 2022

Der Rostocker Norbert Wischnevski nimmt Abschied vom Ehrenamt im Handball

Zum Handball kam er erst beim Studentensport an der Universität Rostock. Das liegt inzwischen rund 40 Jahre zurück und „ist ewig her“, wie seine Frau, die er beim Lehrerstudium kennen lernte, heute meint. Norbert Wischnevski stand im Tor der Hochschulsportgemeinschaft (HSG). Sein Sportlehrer war kein Geringerer als Reiner Ganschow, eine Größe beim SC Empor und mit 754 Toren in 206 Länderspielen maßgeblich an den Erfolgen des DDR-Handballs in den 1970er-Jahren beteiligt. Dieser habe ihn angesprochen, dass die HSG einen Schiedsrichter brauche. Und damit begann ein Weg, an den damals wohl niemand gedacht hat. Doch der führte „wie bei allen von ganz unten“, so Wischnevski selbst, dann Schritt für Schritt mit seinem langjährigen Teampartner Lutz Puhlmann bis in die Regionalliga, seinerzeit die dritthöchste Spielklasse im deutschen Handball. „Es machte Spaß, man kam etwas umher und traf sympathische Leute“, nennt der gebürtige Rostocker als Gründe für das sicher nicht immer leichte Ehrenamt auf dem Handballfeld. Unschöne Szenen oder gar Beschimpfungen, denen Schiedsrichter immer wieder ausgesetzt sind, hätten sie ganz selten erlebt, blickt der fröhliche, umgängliche Sportsmann zurück. Wichtig sei für ihn stets gewesen, sich nach dem Spiel gerade in die Augen sehen zu können. Besonders gern erinnere er sich „an tolle Spiele in voller Halle“ etwa in Cottbus, Eberswalde oder auch Flensburg. Und alle Achtung, fügt Wischnevski hinzu, wie seine Frau das mit den beiden Kindern geschafft habe, wenn er oft unterwegs gewesen sei.

Als sein um einige Jahre älterer Schiedsrichterpartner aufhörte, ging es noch einige Jahre mit Roland Repschläger weiter. Parallel dazu bildeten beide ein Gespann als Zeitnehmer und Sekretär für die 2. und 3. Bundesliga und das bis in dieses Jahr. Doch davon hat sich der 62-Jährige nun verabschiedet. „Eigentlich sollte schon nach der vorigen Saison Schluss sein, weil meine Frau und ich ein Sabbatjahr geplant hatten, um auf Reisen zu gehen. Wegen Corona haben wir das verschoben“, erklärt Wischnevski. „Das erwies sich als glückliche Fügung, denn dadurch saßen Roland und ich beim HC Empor in der 2. Bundesliga im Kampfgericht.“

Doch nun soll es endlich auf längere Touren gehen. Bislang hätten sie nur in den Ferien wegfahren können, da beide Lehrer sind, er seit 1998 am Gymnasium in Bad Doberan und sie in Güstrow. Es sei keine Weltreise, wie mancher angenommen habe, wehrt Norbert Wischnevski ab. „Wir wollen im Sabbatjahr mal überall hin, die Welt entdecken.“ Zuerst gehe es ab August acht Wochen im Mietwagen durch Kanada. „Ich freue mich schon, zähle jeden Tag, bis es soweit ist“, sagt der sympathische Rostocker.

Rüdiger Rump

Bildtext:

Nach fast 40 Jahren beim Handball zieht es Norbert Wischnevski mit seiner Frau im Sabbatjahr in die Ferne. Foto: Privat